Gut behütet...

...im tiefsten Schmerz

Draußen winterliches Wetter...drinnen wohlig

und gemütlich, immer wieder Momente des Ausgelassenseins, des Tobens und Schmusens,

wenn ein verschmitzter Hundeblick mich traf

und unmissverständlich sagte:

"Spiel mit mir- arbeiten kannst du immernoch!!"

Das war bis vor zwei Wochen Realität.

 Jetzt sind es schöne Erinnerungen.

 

 

Drei mal bin ich jetzt schon vom Schreibtisch aufgesprungen, habe Tee gekocht, aus dem Fenster in den Garten geschaut,  habe gelöscht was ich getippt habe... neu begonnen...

 

Zum ersten Mal weiß ich nicht, wie ich hier beginnen soll.

 

Wie schreibe ich auf, was war und was ist? Kann ich nicht einfach was ganz anderes schreiben, das mich nicht so unmittelbar betrifft? 

(nein, kann ich grad nicht...)

Wie kann ich ausbalancieren, was für mein Empfinden hier aufgeschrieben sein möchte und was vielleicht zu persönlich ist?

Ich weiß es nicht und tue was ich immer in einer solchen Situation tue:

ich lege etwas Räucherwerk aufs Sieb und lasse mich führen von meinen Impulsen,

anstatt darüber nachzudenken, was richtig oder falsch sein könnte...

 

 

Dieser Blogeintrag ist definitiv sehr persönlich.

Doch geht es mir nicht darum, meine Seele hier auszubreiten oder mein Ego zu füttern, indem ich versuche, die Erfahrungen der letzten Wochen als etwas Besonderes darzustellen. Es geht um das Erzählen von etwas, das mich im Innersten berührt und

daher Einfluss auf meine Arbeit hat. Und das dadurch vielleicht anderen dienen kann,

die in ähnlichen Situationen sind.

 

Es geht schlicht um die Erfahrung von großem Schmerz und Trauer, weil der Tod überraschend ein  Wesen aus meiner Welt genommen hat, mit dem ich mich im wahrsten Sinne pudelwohl in dieser Welt fühlte. Lili war eine kleine, sehr außergewöhnliche Hundedame.

Mit ihren 5 1/2 Jahren tobte sie putzmunter und unfassbar liebevoll durch unser Leben hier.

Sie hat es vor einigen Jahren geschafft, mein Herz in einem sehr sanften Sturm zu erobern-

in Rekordzeit und obwohl ich wahrlich kein Hundefan war...

 

Und so überraschend wie sie kam, ist sie auch gegangen- nur nicht mit solcher Leichtigkeit.

 

Ich möchte die Einzelheiten hier nicht ausbreiten.

Mir geht es darum, diese Erfahrung zu teilen, da der Mensch Claudia und die Räucherarbeit nicht getrennt voneinander existieren.

Wenn du magst, folge mir ein Stückchen weiter in meine Welt:

Da gab es einen Plan im Januar: ich hatte mir im Kalender eine Woche "Langsamzeit" eingetragen. Das bedeutete, keinerlei Außentermine, möglichst viel Zeit damit verbringen, meinen Impulsen & Visionen nachzugehen, um Kurse & Vorträge und weitere gute Räucherdinge fürs Jahr zu planen.

 

Doch dann kam alles anders und anstelle der stillen Arbeit mit meinen Ideen wurde ich in eine  Woche hineingeworfen, die Tag und Nacht gefüllt war mit Schmerzen, schnellen Entscheidungen, Angst, Hilflosigkeit, Verzweiflung und schließlich darin endete, die Entscheidung treffen zu müssen, Lili gehen zu lassen. Euphemistisch ausgedrückt...

Das alles wäre immer noch kein guter Grund, es hier aufzuschreiben- denn schließlich ist dies ein Blog, in dem es vor allem ums Räuchern geht...

Doch genau darum geht es auch. Um die ganz besondere Begleitung, die das Räuchern in solchen Zeiten sein kann, wenn plötzlich alles anders ist als noch am Tag zuvor.

 

Mitten in dieser schmerzhaften Zeit begegnete mir etwas,  mit dem ich so unmittelbar nicht gerechnet hatte:  Liebevoller Halt und Unterstützung von Menschen, die nicht einen Moment zögerten und nicht erst fragten "kann ich was tun? dann sag Bescheid"  sondern die ganz klar präsent waren, manche über hunderte und tausende von Kilometern hinweg und die mich/uns hielten und begleiteten.

Wir waren mitten im Sturm gut behütet und getragen- eine Erfahrung, die ich mit Sicherheit nie vergessen werde.  So hatten wir die Kraft, uns mit allem was wir sind um Lili zu kümmern.

Dafür bin ich zutiefst dankbar.

 

 

Und es gab neben diesen wundervollen Menschen noch etwas, was trug:  das Räuchern.

Wer mich schon länger kennt, weiß, dass ich mit den Pflanzen, mit dem Räuchern lebe.

Dass es mich in allen Phasen des Lebens begleitet.

Und es hat mich schon durch so einige Krisen gut begleitet.

 

Dies hier fühlte sich jedoch anders an. Neu.

Ich stürzte wirklich in einer rasenden Geschwindigkeit in Verzweiflung und Entsetzen als klar wurde, wie schlecht es um Lili stand und dass wir sehr schnell & klar eine Menge Dinge entscheiden bzw. herausfinden mussten, wenn wir ihr helfen wollten.

So tat ich ohne zu überlegen intuitiv was für mich richtig war:

mir/uns Räucherwerke aus dem großen Repertoire heraussuchen, die uns auf jedem Abschnitt dieser Achterbahnfahrt unterstützen konnten, von der wir weder wussten wo sie hinführt,

noch wie lange sie dauern würde.

Es ging darum, nicht in diesem Entsetzen zu erstarren oder darin unterzugehen,

sondern einen klaren Kopf zu behalten, um eine schier erschlagende Vielzahl von Informationen aufzunehmen und den Überblick zu behalten.

Nur so konnten wir etwas für Lili tun.

Wichtig war auch, zwischendurch Entspannung & Ruhe zu finden, da wir nonstop präsent sein mussten. Ebenso war es wichtig, körperlich und geistig durchzuhalten. 

Und schlussendlich ging es darum, loszulassen... und darum, mit unserer Trauer zu sein.

 

 

So brauchte es ganz unterschiedliche Pflanzen auf dem Räuchersieb und in der Räucherschale.

 

Ganz zu Beginn kamen unmittelbar klärende Kräuter zum Einsatz, unter anderem Salbei

und White Sage, dazu Weihrauch als Harz. Ergänzend zum Räuchern nahmen wir  Rescue Tropfen (Bachblüten), um den Schock zu mildern und gaben diese auch Lili.

 

Um zwischendurch zumindest phasenweise so etwas wie Entspannung zu finden, legte ich Mischungen aus Tolu, Palo Santo, Lavendel, Rose, Kalmus und je nach Impuls weiteren entspannenden Zutaten aufs Räuchersieb.

 

Beim Thema Durchhalten und Kraft schöpfen nutzte ich unter anderem die Hilfe von Sandelholz, Wacholder, Thymian, Beifuß, Tannenharz.

 

Als deutlich wurde, dass es ums Abschiednehmen und Loslassen geht, zeigten sich unter anderem Ysop, Beifuß, Kamille, Rosmarin und Dammarharz als besonders hilfreich, um annehmen zu können, was uns da geschah und sich so unerträglich anfühlte.

Als wir Lili in die Erde legten, räucherte ich Angelikawurzel und White Sage, sowie Beifuß für einen guten Übergang.

 

Nachdem wir Lili endgültig losgelassen und beerdigt hatten, begleiteten uns unter anderem Rosmarin, Copal, Mariengras, Palo Santo sanft durch diese Zeit, in der alles an Schmerz und Fassungslosigkeit massiv aufwallte. Und auch jetzt sind es sanft tröstende und lichtbringende Räuchermittel, die den Alltag begleiten, der sich so anders anfühlt...

 

Für mich ist und war bei all dem wichtig, die  Gefühle, die da sind, nicht wegzuschieben, sondern "einfach" da sein zu lassen. Jedes Verweigern hätte Kraft gekostet, die es an anderer Stelle dringend brauchte... Und nicht zu jedem Zeitpunkt war es machbar, sich einfach in die Verzweiflung, Angst und Traurigkeit fallen zu lassen- auch da ist mir nochmal so deutlich geworden, wie kraftvoll uns die Pflanzenwesen durch solche Zeiten tragen können.

Ich vermute, dass unter anderem sie es waren (und sind), die mich daran erinnert haben, dass ich an etwas angekoppelt bin, das mir hilft, klar & kraftvoll durch diese Krise zu navigieren

und alle Heilkräfte in mir zu aktivieren.

Selten in meinem Leben habe ich so ohne Zweifel gewusst, dass ich geführt bin.

Den Schmerz des Abschieds und des scheinbaren Scheiterns hat es mir nicht erspart.

Ich vermute, Heilung geschieht nicht unbedingt so, wie ich es mir vorstelle und wünsche...

und ich glaube zutiefst daran, dass alles sinnhaft ist.

 

Das alles ist noch ganz frisch... ich fühle mich an manchen Tagen wie ein ganz dünnes Porzellangefäß, das bei der geringsten Berührung zerspringt.

Doch ist mit erstaunlicher Klarheit in mir der Wunsch aufgestiegen, eine Art

"Erste Hilfe- Räucherpaket" zu schnüren für solche Krisenzeiten.

Mir ist so klar geworden, dass wir in solchen Zeiten meist nicht so gut für uns selbst sorgen können und dass es gute Unterstützung braucht, um heile hindurch zu kommen.

Und da ist es vermutlich egal, ob es um einen geliebten Vierbeiner geht oder um uns nahestehende Menschen, denen etwas zustößt und um die wir uns plötzlich kümmern müssen mit allem was wir sind.

 

Neben der Begleitung durch liebe Freunde und andere Menschen, sind es für mich die Pflanzen, die uns auf einer ganz tiefen Ebene stärken und unterstützen.

Dass dies keine "nette Vorstellung " von mir und anderen "Spinnern" ist, habe ich nun einmal mehr in aller Deutlichkeit erfahren. Pflanzen haben unmittelbaren Zugang zu etwas in uns,

das uns an unsere Kraft erinnert und uns damit verbindet, auch wenn wir vor lauter Angst

oder Verzweiflung meinen in Stücke zu zerspringen. So empfinde ich es.

Das wusste ich (für mich) schon- doch nun ist es nochmal deutlicher.

 

Daher bin ich dabei ein solches "Krisen-Set" zusammenzustellen.

Ich werde es demnächst im Shop bereitstellen- das dauert ein wenig, weil ich es einmal zusammenstellen und fotografieren muss.

Falls du jedoch unmittelbar betroffen bist und das Gefühl hast, es könnte dich unterstützen, melde dich gerne bei mir und warte nicht darauf, dass es im Shop sichtbar wird.

 

Ich wünsche dir einen guten Februar und eins noch: Lili hatte wie so oft Recht.

Arbeiten kann ich immernoch. Mit ihr schmusen & spielen nie wieder- so hat meine kleine große Lehrerin mich einmal mehr daran erinnert, was Wesentlich ist. In diesem Sinne:

Genieß die zarten ersten Frühlingsblüher, die schönen Momente und schieb´s nicht auf...


 

An jedem ersten Mittwoch im Monat findest du hier

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Und wenn ich zwischendurch Zeit & Muße zum Schreiben finde, kommt auch mal einer außer der Reihe dazu...

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Kommentare: 6
  • #6

    Claudia (Donnerstag, 08 Februar 2018 14:42)

    Da ich nicht auf Kommentare antworten kann (die Mailadressen werden mir nicht angezeigt), nutze ich mal selbst das Kommentarfeld...

    Liebe Menschen die ihr kommentiert habt, aus tiefstem Herzen danke für eure Worte- sie tun gut und machen mir Mut.
    Gerne dürft ihr den Bericht in interessierten Kreisen weitergeben.
    Alles Liebe
    Claudia

  • #5

    Manuela (Donnerstag, 08 Februar 2018 14:27)

    Liebe Amarella,
    vielen Dank für deine sehr persönliche Geschichte und das ich daran teilhaben darf.
    Ich finde es wichtig , wenn Menschen sich mit solchen Erlebnissen austauschen.
    Kein Buch kann dieses erlebte Wissen weitergeben.Es macht es ehrlich, authentisch und nachvollziehbar und macht Mut selber auf seine eigene innere Stimme zu hören.
    ich habe auch schon geliebt Tiere gehen lassen müssen und jedes auf seine Art und Weise.
    jedes Tier hat mich ein Stück so begleitet ,wie es mich hat begleiten können , damit ich unterstützt bin, um dann wieder zu gehen, Platz für etwas Neues , für eine neuen Schritt zu machen.
    es ist ein stetiges kommen und gehen- und wichtig, versuchen, jeden Tag mit dem Tier zu geniessen.
    Es ist doch immer wieder tröstlich , das wir in Zeiten von Kummer und Sorgen nie alleine sind ,
    ob menschlich, himmlisch , tierisch oder pflanzlich.
    Ich liebe die Pflanzen auch und es bestärkt auch mich , das sie Dir geholfen haben .
    Gerne gebe ich Deinen Erfahrungsbericht an meinem Kräuter- Gartenstammtisch weiter,
    wenn ich darf.
    von Herzen und in Verbundenheit
    Manuela

  • #4

    Ute (Donnerstag, 08 Februar 2018 12:44)

    Deine Worte haben mich zu Tränen gerührt. Jeder, der schonmal ein geliebtes Wesen verloren hat, kann deinen/euren Schmerz verstehen.
    Der Trost, nach einer Weile wird der Schmerz geringer, aber die Gefühle und Bilder von Lili bleiben.
    Alles Liebe

  • #3

    Andrea (Donnerstag, 08 Februar 2018 12:16)

    Das tut mir leid, aber es freut mich, dass Deine Pflanzen Dich begleiten und Dir Kraft geben.

  • #2

    Barbara (Mittwoch, 07 Februar 2018 19:51)

    Dein Blog-Eintrag hat mich tief berührt, ich kann deine Gefühle so gut verstehen. Meine Ronja ist jetzt schon vier Monate nicht mehr bei mir, die Heftigkeit der Trauer hat nachgelassen aber sie fehlt mir immer noch sehr. Es ist so schön, dass du etwas hast, das dich hält - die Pflanzen. In gewisser Weise sind es auch meine Begleiter in allen Lebenslagen, ich liebe den Wald, die Bäume, die Stille dort. Beinahe jeden Tag bin ich draußen und genieße, hole mit Trost, Mut, Lebensfreude ... Das tut so gut! Danke, dass du deine Gefühle mit uns teilst!

  • #1

    H & E (Mittwoch, 07 Februar 2018 10:13)

    Danke!